Montag, 13. Juni 2011

zensus2011

Wissen, was morgen zählt

Billig wäre gewesen die Bibel zu zitieren “…ein Jeder sich zählen lasse…”  Und wenn ich überlege was das für ein Theater mit der Volkszählung in den 80ern war. Georg Orwell 1984 der totale Staat wurde gefürchtet, wenn ich’s richtig weiß wurde sie dann auch noch verschoben, weil das Verfassungsgericht Änderungen wollte, gezählt wurde dann trotzdem.

Und schon damals wurde uns erklärt, der Staat brauche die Daten, damit er den Bedarf an Kindergärten, Schulen, weiterführenden Schulen Krankenhäusern und so weiter planen könne. Heute wird uns noch erklärt, dass damit die Zahlungen an die Gemeinde, Landkreise, Bundesländer (…eventuell auch aus der EU an Deutschland ? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…) im Zuge des Finanzausgleichs gesteuert wird. Auf der aufwändig (!!!! ja neue Rechtschreibung), auf der aufwändig gestalteten Homepage zensus2011.de finden sich viele Argumente die für die Volkszählung sprechen.

Fragen, die wir früher bereitwillig bei jedem Preisausschreiben auf die Postkarte schrieben, Fragen die wir heute bedenkenlos in unserem sozialen Netzwerk, Blog oder Homepage in die Welt brüllen. Fragen lange nicht so detailliert, wie unser EC-Karten Bewegungs- und Konsumprofil, Fragen über unsere soziale Vernetzung, über unsere Mitgliedschaften im Musik- und Sportverein, im Schachclub, bei den Kleingärtnern und bei den Boyz vom A-Block – solche Fragen stellt er nicht, der Staat, mit seinem zensus2011.de

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass die Idee der Volkszählung unserer Regierung alleine gekommen ist. Nein, die EU möchte diese Volkszählung, Stichtag ist ja auch passender Weise der 9. Mai, der Europatag (wieder was gelernt, ein Ehrentag ohne Feiertagstatus – Schade). Deshalb entschloss sich die EU mal anlügen zu lassen. Vermutlich wird man aus den gefälschten griechischen Haushaltsdaten, den leicht übertriebenen Angaben über italienische Olivenhaine oder dem geschönten Heizöl Verbrauch holländischer Gewächshäuser einfach nicht klug, man will sich betrügen lassen.

Gleichgültig scheint es den Bürgern zu sein, wir hatten in diesem Jahr schon so viele Ereignisse und Aufreger, da gibt es für die Bürger deutlich Wichtigeres, als sich über den zensus2011 aufzuregen. Fast könnte man meinen es wäre schön, wenn die Volkszählung der einzige Stein des Anstoßes wäre. Auf der anderen Seite kommt aber auch die Socialnetwork 2.0- die gerade ach so moderne facebook Phobie. Und richtig, im Vergleich der zensus Fragen im Gegensatz zu den freiwillig gegebenen individuellen Daten im Internet, angefangen vom Bild des letzten Vollrausches, des Lieblingshaustiers, über Erzählungen über Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung, vom unregelmäßigen Menstruationszyklus über den Besuch beim Proktologen, vom Engagement pro oder contra S21,  von seinem Abstimmungsverhalten bei Germany,s next Topmodell bis zur Vorliebe für Volksmusik und Gummistiefel, vom entzündeten Intimpiercing, vom Arschgeweih bis zur Kittelschürtze. Heutzutage scheint uns kein Detail peinlich oder intim genug um es nicht die ganze Welt wissen zu lassen, die ganze Welt ausser den  Volkszählern natürlich.

Und so verpflichten sich die Zensisten äh Zensoren äh Zensusfrager äh ja Volkszähler mit dem so genannten Rückspielverbot dazu, die von ihnen gesammelten Daten nicht weiterzuleiten.

Ich zitiere mal kurz zensus2011.de

Dieses so genannte „Rückspielverbot“ gilt beim neuen, registergestützten Zensus 2011 ausnahmslos. Zwar dürfen Daten aus den Registern der Einwohnermeldeämter oder der Bundesagentur für Arbeit an die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder übermittelt werden. Es ist aber nicht zulässig, Angaben der Befragten an diese oder andere Institutionen zurückzuspielen. Wenn beim Zensus zum Beispiel festgestellt wird, dass eine Person in einer Gemeinde wohnt, ohne dort gemeldet zu sein, darf deren Name keinesfalls an die Gemeinde weitergegeben werden. Die Daten fließen also stets nur in eine Richtung – hin zur amtlichen Statistik. Das Rückspielverbot gilt immer: Die amtliche Statistik gibt Einzeldaten weder an die Polizei noch an das Finanzamt oder sonst eine Behörde

so, nochmal zurück und dieses Zitat nochmal lesen.

Gut ? Begriffen ? Was soll uns das sagen ?

Ich stell mir da einen Stadtkämmerer vor, der plötzlich vom Land gesagt bekommt, seine Stadt hat deutlich weniger Bevölkerung als angegeben, wir zeigen dir aber nicht die Karteileichen, oder natürlich es befinden sich viel mehr Leute in der Stadt, als angenommen, aber auch da weiß dann auch das Finanzamt und die Polizei, nicht wer da sonst noch da ist.

Doch dann, wozu das Ganze ?  Erkennen die Statistiker aus dem Zusammenleben eines 25 jährigen religonslosen Paares deren Koppulationsfrequenz und Vermehrungsbereitschaft, können sie dann voraussagen bis wann man neue Kindergärten braucht.

und zum praktischen Teil geht,s hier

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