Sonntag, 26. Mai 2013

Who’ll stop the rain ?

Wer wird den Regen stoppen ? Alleine mit seiner Gitarre versucht er es, der Boss.

2013-05-26 19.19.58Regen und Misttemperaturen gab es genug, vermutlich war es der verkackteste Tag in einem Mai seit Noahs Landung auf dem Ararat. Und was im November mit viel Vorfreude auf ein laues Frühsommer Konzert geplant war, auf ein entspannt swingendes “waitin’ on a sunny day’ entwickelte sich im Laufe der letzten Woche zu einer immer größer werdenden Bürde. Am Schluß hatte ich so gar keine Lust mehr, die beiden Konzertkarten für Springsteen im Münchner Olympiastadion einzulösen.

2013-05-26 18.29.42Wetter.de verspricht für den Abend: 6°C. und eine Regenwahrscheinlichkeit von 100%. Nur bei den Temperaturen täuschten sie sich. Es war weniger.

Dankbar bin ich dafür, dass Sylvia noch bevor der Abfahrt gesagt hatte ich soll warme Schuhe anziehen. Nochmal zurück in die Wohnung und warme Schuhe. Auf die Idee einen warmen Anorak mitzunehmen bin ich dann selbst gekommen und ein zweites mal zurück in die Wohnung. Die Mütze stamm dann noch aus Sylvias Rucksack. Und man bedenke: wir sprechen von einem 26.Mai !

München Olympiapark 14:30, wir schauen kurz nach dem Stadion, bemerken dass wir keinen Platz in der Gastronomie im Olympiapark bekommen und machen uns mit dem ÖPNV auf ins Städtle, äh die Metropole, egal, wir müssen nur Zeit totschlagen. Marienplatz, beim Rathaus, bei Regen nicht prickelnd und mit besoffenen, siegestrunkenen FC Bayern Fans noch weniger prickelnd. Freut Euch doch Arschlöcher, mich pisst’s an – das aber nur am Rande.

2013-05-26 18.30.00Wir essen was. Sehen viele Italiener im Restaurant, auch die haben heute Abend das gleiche vor. Zurück mit der U3, für jede Tür der Bahn steht jetzt ein Ordner bereit, hier ist man auf einen Ansturm gewappnet, die Durchsage am U-Bahnsteig ist klar, “Besucher des Konzerts nehmen die U3 und steigen am Olympiazentrum aus” ist das so schwer ?”, frage für eine Heimatstadt 

Der Regen wird stärker statt weniger, meine Laune ist jetzt noch eine Millisekunde vor den Temperaturen auf dem Nullpunkt angekommen. MICH KOTZT DAS AN HIER – obwohl natürlich niemand was dafür kann. Unterm zugigen Tribünendach harren wir der Dinge die da kommen werden.

Wie in einem amerikanischen Agententhriller nähern sich vier schwarze VANS (Bussle zu schreiben wär einfach zu trivial) und parken am Seiteneingang der Bühne, das Volk tobt. Eine Minute später ist der Boss auf der Bühne, alleine spielt Who’ll stop the rain – passt.

“Servus München, wie geht's“ eine kurze Begrüssung, bevor er sich eindeutig im Ton vergreift: „Gluckwunsch zur Championship“, das hätte nicht sein müssen ;-)

Danach aber wie üblich, fast ohne Punkt und Komma, ohne Ansagen ein Lied am Anderen, die Show rockt wie immer, rockt auch wenn sie dixid, brassd, hillbillid, mal swingt oder natürlich auch rock n’ rollt.

Ein paar Dinge sind doch noch aufgefallen, ein zehn minütiges, wie bei einer Gospelpredigt vorgetragene ‘Spirit in the Night’, irrtümlicherweise oft nur Manfred Mann zugeschrieben aber 1973 tatsächlich von Springsteen geschrieben reisst mich vom Hocker, aus der Sitzschale. Do you have the Spirit ? Yeah, Yeaaaaaaah – grandios.

Das gemeine Volk wartet derweil noch immer auf “Born in the USA” springt dann auch von den Sitzen auf. Ein bisschen Bierzelt, Biertischtanzen ist’s dann schon und ob Alle wissen, dass es eigentlich eine gründliche Abrechnung mit der USA ist bleibt für mich unklar. Aber wenn wir schon am stehen sind, werden die nachfolgenden drei, vier Songs auch noch mit gewogt, zum Schunkeln hätt man die Arme untereinander einhängen müssen, egal.

Sowieso, das Publikum, ich mit meinen bald 50 Jahren bin auch im jüngeren Teil der Alterskohorte der Besucher, kann mich vielleicht auch nicht mit meinem Alter abfinden, kann mich aber auch nicht mit Cordhosen, FleeceHandschuhen und Jack Wolfskin Jacken abfinden, die dicke Ärsche und Bäuche verhüllen, die jetzt leicht beschwingt, zwei Jahre vor der Pensionierung noch den Amerikanischen (Alb)traum huldigen.

Und schon immer habe ich daran gedacht, keiner konterkariert dieses “I’m on Fire” stärker als der Meister in seinem Lied. Macht der Regen die Feuerzeuge aus, wird zu wenig geraucht, hat man einfach kein Feuerzeug mehr einstecken, oder ist man heutzutage einfach dann zu bequem wenigstens das beleuchtete Handydisplay bei so einem Herzstück zu schwenken ? 

Freude, Spass scheint es dem 64 jährigen zu machen, und seine Truppe reißt er auch gleich mit. ‘pay me my money down’ – jeder darf mal, jeder macht mal, jeder interpretiert das Thema während die anderen sich solange den Refrain zu singen, man wünscht sich nicht in der Masse der 45.000 sondern auf die Bühne. Und bei aller Freude und Spass, Zahl mir meinen Lohn aus – merkt ihrs noch ?

2013-05-26 19.25.06

2013-05-26 19.59.50Kurz vor Schluss dann seine Reminiszenz an Clarence Clemons seinen letztes Jahr verstorbenen Saxophonisten. Auf der Videowand, Bilder und Ausschnitte aus früheren Zeiten, ganz ganz großes Kino und ein richtiger Gänsehautmoment – Respekt !

Danach ne Minute weg und ohne More und Zugabegeklatsche noch ein Song weiter, mit 2:45 Stunden eines der kürzesten Springsteen Konzerten – vielleicht tatsächlich dem unfreundlichen Wetter geschuldet. All in all war ich mal wieder geflasht und hoffe nicht wieder zehn Jahre zu brauchen den Arsch hoch zu bekommen um nochmal hinzugehen.

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